150 Jahre Feuerwehr – Teil XXIV: Gut gerüstet Richtung Jahrtausendwende
28.12.2025Als Stützpunktfeuerwehr musste die FFNI Mitte der 1980er Jahre zusätzlich zu den übrigen Löschfahrzeugen einen Schlauchwagen zum Transport von großen Mengen Schlauchmaterial beschaffen. Im Jahr 1986 war es soweit. Der „SW 2000“ wurde in Dienst gestellt. Wie der ehemalige Neu-Isenburger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller zu berichten weiß, wurden nach 1986 bis zur Jahrtausendwende noch vier weitere Fahrzeuge beschafft.
„Die Beladung des SW 2000 besteht im Wesentlichen aus 2.000 Meter B-Schlauch zur Herstellung einer Wasserversorgung über größere Entfernungen. Ein Großteil der B-Schläuche befindet sich, in Buchten gelegt, im Heck. Damit kann eine lange Schlauchleitung bei langsamer Fahrt sofort ausgelegt werden. Der Rest ist als Rollschläuche in den seitlichen Fächern gelagert. Zur Ausrüstung gehörte zum Zeitpunkt der Beschaffung außerdem eine Tragkraftspritze TS 8/8. Der SW 2000 wurde bis Juni 1992 von der Kernstadtfeuerwehr eingesetzt. Seitdem ist er bei der Stadtteilfeuerwehr Zeppelinheim stationiert.
Gemäß der hessischen Feuerwehr-Organisationsverordnung (FwOV) benötigte die Isenburger Wehr außerdem zwei Tanklöschfahrzeuge vom Typ 16/25. Deshalb musste 1988 neben dem TLF 16/25 „Heinrich“ ein weiteres beschafft werden. Die Eckdaten des Fahrzeugs:
- bis zu 6 Mann Besatzung
- Feuerlöschkreiselpumpe 16/8 mit einer Leistung von 1600 Liter/min bei 8 bar Ausgangsdruck
- Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 2500 Liter.
Besonderheiten: Schaumschnellangriff und ein Lichtmast für die Umfeldbeleuchtung. Da das TLF damals im 1. Löschzug eingereiht wurde, kamen noch weitere notwendige Geräte für den Ersteinsatz hinzu.
Ein Jahr später, am 14. März 1989 wurde dann ein neues LF 16 übernommen:
- bis zu 9 Mann Besatzung
- Feuerlöschkreiselpumpe 16/8 mit einer Leistung von 1600 Liter/min bei 8 bar Ausgangsdruck
- Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 1200 Liter
- hydraulischer Rettungssatz, bestehend aus Pumpenaggregat, Rettungsschere und Spreizer
- Mehrzweckzug, hydraulische Winden und große Hebekissen
Nach dem Einbau der Hilfeleistungskomponenten erhielt das LF 16 fortan die Bezeichnung HLF 16 für „Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug 16“.
Nachdem in Neu-Isenburg für die technischen Hilfeleistungen drei Fahrzeuge vorgehalten wurden, machte man sich schon Ende der 1980er Jahre Gedanken über eine kostengünstige Ersatzbeschaffung. Um die gesamte Ausrüstung für die drei Bereiche: technische Hilfeleistung, Ölwehr und Chemieschutz sinnvoll auf einem Fahrzeug unterbringen zu können, wählte man einen 17 Tonnen-Fahrgestell und fand in der Firma Rosenbauer in Linz in Österreich einen kompetenten Aufbauhersteller. In mehreren Besprechungen vor Ort konnte die umfangreiche Ausrüstung zweckmäßig untergebracht werden. Als Bezeichnung hierfür wurde RWG-2 „RüstwagenGefahrgut“ gewählt, also eine Kombination aus einem Rüstwagen und einem Gerätewagen-Gefahrgut.
Und so konnte 1992 die Isenburger Feuerwehr den neuen Rüstwagen übernehmen. Für Unfälle verschiedener Art – Verkehrsunfälle, Bauunfälle, Gefahrgutunfälle, usw. – führt dieses Fahrzeug Geräte und technische Ausrüstungen mit, die von jeder Isenburger Einsatzkraft beherrscht bzw. bedient werden mussten.
Da die Hilfeleistungslöschfahrzeuge nach neuester Norm neben der feuerwehrspezifischen auch über eine umfangreiche technische Ausrüstung verfügen, um eine Vielzahl von Hilfeleistungen ohne sofortige Unterstützung durchführen zu können rückt in Neu-Isenburg bereits seit dem Jahr 2011 nicht mehr der RWG als erstes Fahrzeug zu einem Verkehrsunfall aus.
So wie wir uns bei der Beschaffung des RWG-2 Gedanken über ein optimiertes Gerät machten, so betrachteten wir im zweiten Teil der 1990er Jahre auch kritisch die Leistungsfähigkeiten auf dem Markt befindlicher Drehleitern.
Eine „Drehleiter mit Korb“ (DLK) dient der Menschenrettung sowie der Brandbekämpfung und gehört zur Gruppe der Hubrettungsgeräte. Sie fährt als zweites Fahrzeug in einem Löschzug mit. Zusammen mit der Besatzung des ersten Löschfahrzeugs in einem Zug bildet die Mannschaft der DLK eine taktische Einheit (Löschgruppe). Daneben wird das Fahrzeug auch zur Unterstützung des Rettungsdienstes beim Patiententransport oder auch zur technischen Hilfeleistung, beispielsweise bei Unwettern, genutzt.
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Beschaffung 1997 waren unter anderem die Ausladung der Leiter bei voller und bei gekürzter Stützenbreite, der mögliche Abstandsbereich von einem Gebäude bei Nennbetrieb und die maximale waagrechte Ausladung bei voller Korbbelastung. Die Eckdaten der damals beschafften DLK 23/12:
- bis zu 3 Mann Besatzung
- Die Bezeichnung DLK 23-12 bedeutet: (vollautomatische) Drehleiter mit Korb, 23 Meter Nennrettungshöhe bei 12 Meter Nennausladung
- Arbeitshöhe 30 Meter; mit Rettungs- und Arbeitskorb an der Leiterspitze
- Belastbar bis zu 270 kg; am bzw. im Korb befinden sich zwei 1500 Watt Flutlichtscheinwerfer, 1 C-Strahlrohr mit dem entsprechenden C-Schlauchmaterial sowie zwei Fluchthauben
- Auf dem Korb kann ein Wenderohr oder eine Halterung für eine Krankentrage zum Transport von Verletzten montiert werden.
- Am Drehkranz ist ein 13 kVA-Stromerzeuger und ein elektrisch betriebener Drucklüfter untergebracht
Die DLK lässt sich von unten von einem Bedienungsstand und im Korb von einem Bedienfeld aus steuern.“
Im Laufe der Zeit wurde es für die Feuerwehr fortan immer schwieriger, bei Einsätzen tagsüber genügend Personal ins Feuerwehrhaus zu bekommen. Viele der Einsatzkräfte arbeiten außerhalb der Stadt oder waren im Betrieb nicht mehr so leicht abkömmlich. Auch waren die Arbeitgeber zwischenzeitlich nicht immer bereit, ihre Mitarbeiter für einen Feuerwehreinsatz freizustellen, obwohl dies die gesetzlichen Bestimmungen eigentlich vorschreiben. Was diese Situation der schwachen Tagesalarmstärke unter anderem für Auswirkungen hatte – darüber mehr in Teil 25 der Serie.