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150 Jahre Feuerwehr – Teil XXII: Besserer Schutz für die Einsatzkräfte – Meilensteine bei den Uniformen

01.06.2025

Ab Mitte der 1970er Jahre hat sich mit den wachsenden Aufgaben auch Einiges in Sachen Schutzausrüstung der Feuerwehrleute getan. Schutz und Sicherheit der eingesetzten Kräfte konnte immer weiter wesentlich verbessert werden. Karlheinz Müller hat die Weiterentwicklungen bis zur Jahrtausendwende selbst miterlebt:

„Wie schon erwähnt war als Einsatzbekleidung zunächst nur die ‚normale‘ Uniform, also Rock und Hose, versehen mit roten Biesen, im Gebrauch, welche aber keinen Schutz gegen die Wärmestrahlung bzw. gegen eine Flammenbeaufschlagung bot.

1976 wurden deshalb orangefarbene sogenannte ISOTEMP-Einsatzjacken beschafft. Das Material bestand nach dem damaligen technischen Stand aus flammhemmenden, wasser- und ölabweisenden Industriefasern, war waschbar und bot Schutz gegen eine kurze Flammenbeaufschlagung.

1981 wurden zusätzlich orangefarbige Überjacken in Form von Mänteln beschafft.

1982 gab es dann die hierzu bundeseinheitlichen dunkelblauen Latzhosen aus reiner Schurwolle mit seitlichen Taschen auf den Hosenbeinen. Mit dieser Beschaffung wurde die klassische Uniform als Einsatzbekleidung abgelöst.

1983 konnten die Einsatzjacken durch ebenfalls (auf Neu-Isenburger Bedürfnisse leicht angepasste) bundeseinheitliche orangefarbige Einsatzjacken aus reiner Schurwolle und einem wasserdichten Schulterkoller ausgetauscht werden.

1988 gab es auf dem Markt verstärkt Einsatzüberjacken in Mantelform aus der sogenannten NOMEX-Faser. Sie bildeten einen guten Hitze- und Wärmeschutz und einen Schutz vor direkter Flammeneinwirkung.

1989 wurden die bundeseinheitlichen orangefarbenen Einsatzjacken durch die Blousons mit vorn und hinten aufgenähten Reflexstreifen zur besseren Erkenntlichkeit abgelöst. Außerdem erhielt jedes Feuerwehrmitglied einen Pullover.

1991 zog sich bei einem Großfeuer bei der Wurstfabrik Müller am 13. Juni in der Dornhofstraße ein Feuerwehrmann starke Verätzungen zu. Dies veranlasste mich, beim Magistrat der Stadt Neu-Isenburg Haushaltsmittel in Höhe von 80 TDM für die Beschaffung von komplett neuen Einsatzüberjacken aus NOMEX-III-Faser, einem besonders flammhemmenden, wärmeundurchlässigen und auch bedingt säurebeständigen Material, zu beantragen. Die Mittel wurden dankenswerterweise kurzfristig bereitgestellt. Mit der Firma Vorndamme fanden wir einen Partner, welcher mit uns eine Einsatzüberjacke, das Modell „Neu-Isenburg“, erstellte, die dann auch beschafft wurde. Hierbei waren die Erfahrungen der Langener Kollegen, welche ähnliche Einsatzjacken schon zwei Jahre vorher eingeführt hatten, sehr dienlich.

1993 kamen dann, nach erfolgter Testphase, die entsprechenden NOMEX-Einsatzüberhosen mit verstärktem Kniebereich hinzu. Während die Einsatzüberjacke mit stolzen 750 DM zu Buche schlug, kostete die Einsatzüberhose 350 DM.

1995 konnte die Einsatzbekleidung mit den NOMEX-Einsatzhandschuhen komplettiert werden.

Wie fortschrittlich sich die Isenburger Feuerwehr im Bezug auf die Einsatzbekleidung schon bereits 1991 Gedanken um den Schutz und die Sicherheit ihrer Einsatzkräfte machte und diese auch konsequent umsetzte, zeigte sich im April 1995 in Marburg.

Bei einem Großfeuer in einem Squash-Center kam es zu einer Durchzündung, einem „Flashover“, bei dem zwei Marburger Kollegen Verbrennungen zweiten und dritten Grades erlitten, was mit einer Einsatzbekleidung aus NOMEX vermeidbar gewesen wäre bzw. zumindest nicht zu solchen Verbrennungen geführt hätte. Erst aufgrund dieses Unglücks rüstete das Land Hessen alle Feuerwehren mit einer Grundausstattung dieser NOMEX-Bekleidung aus.

Das Land Hessen war hier ein Vorreiter in Deutschland und mittlerweile verfügen wohl alle Feuerwehren über diese Schutzkleidung.

2007 einigten sich die 13 Kommunen des Kreises unter der Federführung des Kreises Offenbach zwecks Kosteneinsparungen eine Kleiderkammer im Gefahrenabwehrzentrum in Dietzenbach einzurichten.“

Auch im Fahrzeugsektor tat sich Einiges während der 26-jährigen Amtszeit von Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller. Mehr dazu in den nächsten beiden Teilen der Reihe.