Was die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg seit 150 Jahren am Leben hält
18.05.2025Gelebte Nächstenliebe, Kameradschaft und ein Pfarrer, der als Kind auf dem Karussell immer Feuerwehrauto gefahren ist. Bei der akademischen Feier zum 150-jährigen Bestehen der FFNI konnte man viel Überraschendes erfahren - und was fürs Leben lernen.
Das offizielle Programm war schon fast beendet, als der Vorsitzende des Neu-Isenburger Feuerwehrvereins und Moderator des Abends, Jochen Müller, zur Überraschung der rund 200 Gäste in der Hugenottenhalle den Pfarrer im Ruhestand Matthias Lösch auf die Bühne rief. Der war so ergriffen vom Verlauf des Abends, dass er sich spontan entschloss, auch das zu Wort zu ergreifen.
Abgesehen davon, dass er sich selbst immer für das Feuerwehrauto entschied, wenn er auf dem Jahrmarkt ein Karussell betrat, betonte er, wie froh und stolz er ist, dass er in den Reihen der freiwilligen Feuerwehrleute so viele seiner ehemaligen Konfirmanden wiederfindet, die den Weg in dieses wichtige Ehrenamt eingeschlagen haben. Der Feuerwehr-Wahlspruch “Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr” komme nicht von ungefähr: Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr sei gelebte Nächstenliebe - und er sei froh darüber, dass der Wahlspruch in Neu-Isenburg so gut gelebt werde.
Auch sonst hielt die Feierstunde einige Überraschungen bereit: Silvio Schettler, Stadtbrandmeister bei der Feuerwehr in Weida, Neu-Isenburgs Partnerstadt in Thüringen, wurde von Bürgermeister Hagelstein für sein Engagement in der Verschwisterung der Feuerwehren der beiden Städte mit der Hugenotten-Medaille ausgezeichnet. Als der sich nach dieser unerwarteten Auszeichnung sortiert hatte, präsentierte er ein ganz besonderes Geschenk zum 150.: Eine große Fahne mit den Stadtwappen Weidas und Neu-Isenburgs, die künftig bei Feuerwehrfesten und anderen passenden Anlässen an die Verschwisterung erinnern wird.
Ehrenplaketten zum Jubiläum
Der Regierungspräsident des Regierungspräsidiums Darmstadt, Prof. Jan Hilligardt, überbrachte stellvertretend für den Hessischen Innenminister Poseck nicht nur Glückwünsche - er hatte zum Jubiläum außerdem zwei Ehrenplaketten (für Feuerwehr und Feuerwehrverein) im Gepäck.
Der Landrat des Kreises Offenbach, Dirk-Oliver Quilling, konnte in seinem Grußwort gleich mehrere Feuerwehr-Jubiläums-Erinnerungen beisteuern: Zum Beispiel die aus dem Jahr 1975 (da gab es die FFNI genau 100 Jahre): Der damalige Grundschüler Quilling konnte da eindrucksvolle Schul-Besuche der Feuerwehr miterleben, bei denen mitunter der gesamte Schulhof eingeschäumt wurde.
Durch die Übernahme der Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner schon im Vorfeld der akademischen Feier ihre Anerkennung und ideelle Mitträgerschaft zum Ausdruck gebracht. Sie betonte in ihrer Ansprache darüber hinaus unter anderem, wie eindrucksvoll und gleichermaßen professionell die Ehrenamtlichen sich in Neu-Isenburg seit 150 Jahren für Gesellschaft und Gemeinwohl einsetzen.
Stadtbrandinspektor Sebastian Morawe lieferte in seinem Grußwort eine mögliche Erklärung dafür: “Freiwillige Feuerwehr, das ist weit mehr als Technik, Fahrzeuge und Einsätze. Unsere Gemeinschaft beruht auf einem starken Fundament: der Kameradschaft”, erläuterte er. Kameradschaft bedeute dabei sich bedingungslos aufeinander verlassen können:
“Wenn wir alarmiert werden und nie genau wissen, was uns eigentlich erwartet, gibt es eine Sache, die wir in jedem Fall wissen: dass wir nicht allein sind. Das Vertrauen darauf entsteht nicht von allein – es wächst im Einsatz unter schwierigsten Bedingungen, genau wie während den gemeinsamen Ausbildungen, selbst durch das tägliche Miteinander, in vielen anderen Situationen.”
Auch der Kreisbrandinspektor des Landkreises Offenbach, Thomas Skrzek, gratulierte und unterstrich unter anderem, welch wichtige Rolle der Freiwilligen Feuerwehr schon immer zukam. Wichtig sei es aber auch, weiterhin dafür zu sorgen, dass der Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr ein attraktives Ehrenamt bleibe - bei den vielen neuen Aufgaben, die im Bereich der Gefahrenabwehr im Laufe der Geschichte hinzu kamen und die sich immer weiterentwickelten.
Der Feuerwehr-Archivar Thomas Ott erzählte, flankiert von vielen eindrucksvollen historischen Bildern, zum Geburtstag Geschichten aus 150-Jahren-Feuerwehr-Geschichte. Musikalisch begleitet wurde der Abend von einer exklusiv für die Feier zusammengestellten Feuerwehrkapelle aus Dreieich.
Neu-Isenburgs Wehrführer Jens Multer bedankte sich mit seinen Abschlussworten während der akademischen Feier bei allen Helfern, die sich in diesem besonderen Jubiläumsjahr engagieren und bei den zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen mithelfen.